Wir lieben thailändische Küche und schätzen sie als eine der besten Küchen weltweit. Gesund, komplex und voller aufregender Zubereitungen – einfach wunderbar. Deshalb haben wir vor mehreren Jahren schon Bekanntschaft mit dem kleinen und eher unscheinbar aussehenden Kochbuch „Cooking with Pooh“ gemacht. Dieses Kochbuch ist ein wahrer Schatz, weil Pooh die bekannten und einige weniger bekannte thailändische Rezepte großartig beschreibt, so wie sie sind. Ohne Quatsch, der ihnen hinzugedichtet wird. Dieses Kochbuch ist jedenfalls in Europa immerzu vergriffen und konnte nur gebraucht für sehr teures Geld erworben werden – aber es gibt neue Auflagen! Dieser Artikel beginnt also gleich mit einer klaren Kaufempfehlung (für die wir natürlich nichts bekommen).
Wer ist Pooh? Pooh ist der liebevolle Kurzname der beeindruckenden und charismatischen Köchin Khun Saiyuud Diwong und leitet sich ab von „Chompoo“, was „Rose Apple“ bedeutet, einer in Thailand bekannten Frucht.

Pooh wohnt in Klong Toey, einem Slum in Bangkok. Wie viele Frauen dort hatte Pooh nach eigenen Erzählungen „schon immer“ eine Straßenküche – wer noch nicht in Bangkok war, muss wissen, dass Straßenküchen die Stadt praktisch kulinarisch am Leben halten. Gegessen wird in ganz Thailand im Freien, auf der Straße und die Gerichte aus den Straßenküchen sind so gut, dass nicht wenige sogar Michelin-Empfehlungen halten, hier ein Beispiel aus Chinatown:

Als 2007 die Preise für Reis sich verdoppelten, konnte Pooh mit ihrer Straßenküche allein nicht mehr über die Runden kommen. Sie gründete mit der Hilfe einer australischen Unterstützerin (Anji Barker, von Urban Neighbours of Hope) eine Kochschule, aus der heraus auch das tolle Kochbuch entstand. Und der Rest ist Geschichte. Auch Jamie Oliver war irgendwie involviert, Poohs Kochschule bekannt zu machen, aber genau genommen hätte es das kaum gebraucht. Hier ein kleines Video.
Kürzlich hatten wir das große Glück, persönlich live und in Farbe von Pooh thailändisch kochen lernen zu dürfen. Die Buchung ist einfach über diesen Link möglich, allerdings sind die Termine oft frühzeitig ausgebucht. Alle weiteren praktischen Hinweise findet ihr direkt auf der Website von Pooh.
Der Tag beginnt früh um 8:30 Uhr. Wir treffen uns an der BTS Station „Sukhumvit Road“, direkt im Zentrum des Luxus-Shopping vor dem Gucci Emporium, absurder könnte ein Kontrast nicht sein zu dem, was wir gleich zu sehen bekommen. Die kleine Gruppe der Kochschüler wird mit einem Minibus abgeholt, mit dem wir wenige Minuten unterwegs sind, um unseren Tag mit einer Tour durch den größten der „wet markets“ Bangkoks zu beginnen.
Wir überqueren einen Klong, eine Bangkok-typische Wasserstraße über eine kleine Fußgängerbrücke und sind gleich mitten im Geflügelmarkt.

Dieser Markt ist so unglaublich intensiv an Gerüchen, Farben und Geräuschen aller Art – eine wahre Reizüberflutung für Europäer! Nur sechs Kochschüler sind jeweils mit einem Guide unterwegs und eine größere Gruppe wäre auch kaum denkbar in diesem Gewusel, in dem auch noch Mopeds und kleine Transporter durch den Markt rasen. Mit Pooh kaufen wir verschiedenste Obst- und Gemüsesorten, die wir teilweise vorher noch nie gegessen haben, darunter Mangostan und eben Rose Apple. Der Reichtum Thailands an Früchten, Gemüse, Fleisch- und Fischsorten ist schlicht überwältigend.
Wir sehen Stände, an denen frittierte Maden, Grashüpfer und andere Insekten angeboten werden. Und die schmecken ganz hervorragend.

Auch wenn einiges für Europäer gewöhnungsbedürftig ist: es fällt uns gerade auf dem Markt auf, wie unglaublich ordentlich und sauber in Thailand mit allem und vor allem mit Lebensmitteln umgegangen wird. Im Vergleich zu anderen Ländern mit derartigen Märkten – auch um das Mittelmeer herum – ist Thailand das Land der Wohlgerüche.


Mit unseren Einkäufen im Gepäck führt Pooh uns durch die ebenso sauber gefegten winzigen Bretterwege im Slum. Auch hier fällt auf, wie viel Wert auch die ärmsten Menschen in diesem Land auf Sauberkeit, Ordnung und Schönheit legen. An jeder denkbaren Stelle wachsen Topfpflanzen in allen Arten von Gefäßen, dazwischen Hühner und Menschen, die auf der Straße oder in ihren Hütten Arbeiten nachgehen. Unfassbare Armut, nur wenige hundert Meter von Luxusboutiquen entfernt. Und unser Respekt vor der Art, wie die Menschen in diesem Land damit umgehen, könnte nicht größer sein.

In Poohs Kochschule ist alles ebenso sauber und ordentlich vorbereitet für die Kochsession.
Wir beginnen mit dem klassischen Papaya-Salat, den es in Thailand überall gibt, ein echtes Nationalgericht.

Pooh zeigt uns, wie man die grünen Papaya in dünnste Streifen hobelt, und wie man es selbst in der Hand hat, den Schärfegrad des Salats zu regeln, indem man die ultrascharfen Chilischoten mehr oder weniger stark im Mörser stampft.

Gar nicht so einfach! Mein Salat ist „etwas“ zu scharf ausgefallen…
Wir stellen in kürzester Zeit eine unglaublich leckere Tom Yum her, eine der bekanntesten Suppen Thailands. Nie hätten wir vermutet, dass man in nur 10 Minuten eine so gute Tom Yum mit diesen Zutaten zaubern kann. Interessanterweise wird die klassische Variante mit ungesüßter Kondensmilch zubereitet, was die anderen Zutaten besonders gut zur Geltung bringt.

Auch beim Pad Thai, DEM gebratenen Nudelgericht, gibt es Geheimtipps von Pooh, die uns zeigt, wie man die perfekte Nudelkonsistenz erreicht, ohne viel Öl zu benötigen. Auch dieses Gericht ist in seiner Einfachheit fantastisch.

Zum Abschluss bekommen wir saftig frische Mango mit Sticky Rice, aber vor allem ein gigantisches Buffett mit all den Früchten vom Markt. Sensationell.

Fazit: Falls ihr je einen Tag in Bangkok habt, diese Erfahrung solltet ihr Euch ganz sicher nicht entgehen lassen. Und der kleine Betrag für dieses einzigartige Erlebnis kommt Menschen zugute, die dieses Geld nicht nur wirklich gut brauchen können, sondern auch das Beste daraus machen. Euch bringt die Erfahrung unendlich viel mehr.
